Projekttagebuch aus Harare

Die Leipziger Fotografin Karoline Maria Keybe (http://karoline-maria.com) war mit ZimRelief dieses Jahr 2 Wochen in Simbabwe und hat über diese Zeit ein spannendes Projekttagebuch geschrieben. Ihre Erfahrungen und Eindrücke vor Ort kann man hier nachlesen:

„In den Jahren 2011 und 2012 bereiste ich Simbabwe. Aufgrund meiner Recherchen zu interessanten Themen und spannenden Menschen stieß ich im Internet auf Bastian Mögele und ZimRelief. Mehr oder weniger spontan buchten wir alle denselben Flug – und ich muss sagen, es waren zwei interessante, tolle und eindrucksvolle Wochen, die wir dann gemeinsam verbrachten.

Wir fuhren an jedem unserer Tage in Simbabwe zu einem von ZimRelief unterstützenden Projekte: nach großer Wiedersehensfreude, mehrfachen Umarmungen wurden…

… organisatorische und finanzielle Situationen besprochen, verglichen, erklärt, erzählt. Ich lernte tolle Menschen wie den eindrucksvollen Godfrey Mungazi von Vision&Hope und seine Frau oder den lustigen, liebevollen Christopher vom Glen Forest – Projekt kennen.

Mit einem alten Auto, das so sehr nach Benzin roch, dass wir ausschließlich bei vollständig geöffnetem Fenster fahren konnten, bewegten wir uns durch die Großstadt, von Projekt zu Projekt– und das auch noch auf der linken Seite.
Schnell lernte ich, dass „weißer Mann“ auf Shona „Murungu“ heißt, die Menschen in Harare noch immer unter der Regierung litten und, dass jeder auf baldige faire Wahlen hoffte. (die leider jährlich verschoben wurden). Ich erfuhr auch, dass jeder sein eigenes Totem hat. Den Simbabwern wird dieser mit der Geburt mitgegeben. Wir „Touristen“ durften uns unser eigenes Totem aussuchen. Christopher meinte dazu schmunzelnd: „Its the privilege of the withe man to chose one“. Bastis Totem war klar: Mbizi – ein Zebra, schwarz/weiß. So wie Basti halt.

An einem der wenigen wirklich freien Nachmittage fuhren wir gemeinsam mit Godfrey und Christopher zu den bekannten Felsformationen Domboshawa vor den Toren Harares. Und während wir über die Steinfelsen spazierten, führten uns die beiden Männer in die Mythen und Sagen der simbabwischen Kultur ein. Offen sprachen sie über die Zustände der Politik, erklärten, dass sie sicher nicht den Unabhängigkeitstag am 18. April feiern werden und dass hoffentlich bald neue Wahlen statt finden.Wir hatten sogar Glück mit Strom und Wasser: Ausfälle gab es während meines Besuches nur zweimal.

Die Schulanlage in Glen Forest fand ich sehr interessant, besonders beeindruckt war ich von Christophers grenzenlosem Engagement und seinem unerschütterlichen Glaube, dass alles besser werden wird. Voller Stolz berichtete er von Fortschritten und war begeistert vom neuen Solar-System.
Wir wurden von allen Seiten sehr  großzügig und herzlich  empfangen.
Während  Basti mit Projektleitern vor Ort sprach,  hatte ich im Großen und Ganzen immer Zeit, die Gegend zu erkunden und zu fotografieren. Das war für meine Arbeit als Fotografin traumhaft.

Besonders schön war es wieder zu Shingirirai Trust ins Township Tafara/Mabvuku zu fahren. Vor einem Jahr hatte ich dort Cecilia kennengelernt und ich war gespannt, welche Fortschritte sie verzeichnen konnte.

Neue Projekte hat die Frauengruppe ins Leben gerufen: zum Beispiel das Papierschöpfen oder das Errichten eines Vordaches aus den bekannten Coca Cola-Dosen. Weiterhin konzentrieren sich die Frauen auf das Basteln von Schmuck aus Papierrollen. Mit Felicitias („I am not a young lady anymore, I turned 43 on the 10th“) fuhren wir zu zwei Kindergärten. Beim zweiten Kindergarten wurde ein kleiner Junge vier Jahre alt. Großzügig luden Kindergärtnerinnen und Eltern zu einer reich gedeckten Tafel.

Ich habe meine Berührungsängste mit dem Land und dessen Einwohnern überwunden. Nicht mehr ängstlich, sondern bedacht und mit Respekt ging ich auf die Menschen zu.

Ein bewegender Tag war für mich der 19. April 2012. An diesem Tag fuhren wir mit  Godfrey zuerst zu dem Fußballplatz, den wir auch kommenden Sonnabend für das Fußballturnier nutzen würden. Die Jungen und Mädchen waren bereits dabei, Vor- und Spielplatz zu säubern. Anschließend fuhren wir nach Hopley, einem Township am Stadtrand – auch „Extension Area“ genannt. Menschen, die nach der Räumungsaktion, Operation Murambatsvina (Shona für „Müllentsorgung“)  am 25. Mai 2005 ihre Heimat verloren, mussten sich neue Wohnräume, neue Heimatorte suchen. Bastian erzählte mir auf der Hinfahrt, dass hier noch vor zwei Jahren Hütten mit blauen Plastikplanen standen, mittlerweile wohnen die Menschen in kleinen Hütten aus Stein. Inmitten des kleinen neu entstandenen Vorortes trafen wir Samson mit seiner Organisation „Rising Star“ an. Sein Ziel war und ist es, eine Schule im neu entstanden Stadtteil zu bauen. Der Gründer der Organisation beharrte in dem Gespräch darauf, dass es eine unpolitisch und rein soziale Organisation ist. Schon viele Male bekam er nach dem Besuch der „Whities“ Probleme mit den Anhängern der Robert Mugabe Partei.

Neben zahlreichen Fotos habe ich vor allem viele emotionale Erfahrungen gemacht, die mir sehr geholfen haben, das Land und eine Bewohner besser zu verstehen.“

karozim 

Karoline Maria Keybe während ihres Simbabwe Aufenthaltes 2012, links davon Cecilia Masekereya von unserem Partnerprojekt Shingirirai Trust

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