Während Premier Tsvangirai im Ausland um Hilfe für sein Land bettelt, regiert Simbabwes Präsident Mugabe, als gäbe es keine "Koalition der nationalen Einheit": mit Gewalt und Terror. Oppositionelle werden wie früher unter Vorwänden festgenommen – und in den Gefängnissen gequält.
Auch einen Monat nach der Vereidigung Tsvangirais zum Ministerpräsidenten werden immer noch Dutzende seiner Anhänger gefangen gehalten. Aber die Stimmung in Simbabwe hat sich zugunsten des MDC-Chefs gedreht. Als er Mugabe am 11. Februar seinen Amtseid schwor, nannte selbst sein alter Mitstreiter Lovemore Madhuku von der Universität Simbabwe diese Entscheidung "katastrophal". Selbst Vertraute sagten, der MDC-Chef lasse sich von Mugabe zur Marionette machen.
Tsvangirais Ansehen in Simbabwe und im Ausland sank, je lauter Mugabe trommelte und je länger die Erfolgsmeldungen für den Premier auf sich warten ließen. Noch hungert das Volk von Simbabwe, noch wütet die Cholera und – so der DRK-Einsatzleiter in Simbabwe, Martin Hahn – "ein Ende ist nicht in Sicht". 90.000 Menschen haben sich bereits mit der tödlichen Durchfallerkrankung infiziert, 4000 sind gestorben. Selbst im benachbarten Südafrika wurden 11.000 Infektionen registriert.
Die Tage Tsvangirais schienen gezählt. Doch dann kam der 6. März, der Tag, der vieles in Smbabwe veränderte. Tsvangirai war mit seiner Frau Susan auf dem Weg in seinen Heimatort Buhera, als sein Toyota Landcruiser von einem entgegenkommenden Lastwagen gestreift wurde, von der Straße abkam und sich dreimal überschlug. Tsvangirai wurde leicht verletzt, seine Frau überlebte den Unfall nicht. Eine Welle von Sympathie für den Ministerpräsidenten ließ die Simbabwer alle Zweifel an seiner Führungsfähigkeit vergessen. Susan war die "Mutter der Nation", das genaue Gegenteil der raffgierigen Grace Mugabe, die Tausende US-Dollars für Luxusreisen und Designer-Kleidung verschwendete, während ihr Volk hungerte.
Aber noch ist der Freide trügerisch. "In den kommenden sechs Monaten wird sich entscheiden, ob die Hardliner hinter Mugabe noch die Kraft zu einem Putsch haben," sagt ein Insider. "Wenn sie die Kraft haben, werden sie keinen Augenblick zögern." Umso wichtiger sei es nun, Tsvangirai zu stützen.
Weitere Hintergrundinformationen gibt es in einem sehr gelungenen Artikel auf Spiegel online: